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ZUR PERSON ERICH KLAUSENER

"Sei wahrhaftig in deinem Handeln,
breche nie ein Wort,
zeige kein falsches Prestige,
komme zuerst - gehe zuletzt!
Habe gerechten Zorn,
aber verschwende niemals deinen Zorn!"

Am Vormittag des 30. Juni 1934 beorderte der Chef der Geheimen Staatspolizei, Reinhard Heydrich, Mordkommandos der SS und Gestapo zu sich. Er befahl dem SS-Mann Gildisch: "Den Fall Klausener übernehmen sie! Klausener ist sofort in den Diensträumen des Verkehrsministeriums zu erschießen. Kennen sie Klausener?"


Gildisch kennt Klausener nicht. Aber er gehorcht sofort. Mit 18 SS-Männern fährt er los. Er überlegt nicht, was der Ministerialdirektor, Leiter der Schiffahrtsabteilung, verbrochen haben mag, dass er ohne Gerichtsurteil, ohne jede Chance einer Verteidigung erschossen werden soll.


Um 13 Uhr hatte Gildisch durch seine Männer das Ministerium abriegeln lassen und ist in Klauseners Büro eingedrungen. Er eröffnet ihm, er sei verhaftet.


Klausener bittet, noch seine Brieftasche mit dem Gehalt, das er an diesem Tag bekommen hat, in den Schreibtisch legen zu dürfen, damit es seiner Frau zugestellt werden kann. Dann geht er zum Kleiderständer, um sich seinen Hut zu holen. In diesem Augenblick zieht Gildisch seine Privatpistole, die er zusätzlich zu seiner Dienstwaffe mit sich führt, und feuert von hinten gegen Klauseners Kopf. Tödlich getroffen sinkt Klausener zu Boden.

DAS ERICH-KLAUSENER-GYMNASIUM EHRTE SEINEN NAMENSGEBER

Am 09. September 2009 ehrte unser Gymnasium Dr. Erich Klausener mit einem Gedenktag. Die gesamte Schulgemeinde und viele geladene Gäste erinnerten sich gemeinsam an den ehemaligen Landrat des Kreises Adenau, der aufgrund seiner Beharrlichkeit in seinem christlichen Glauben und aufgrund seiner hieraus resultierenden politischen Überzeugung am 30. Juni 1934 von den Nazis ermordet wurde.


Der Tag wurde begangen mit Unterrichtsstunden zum Thema, einem ökumenischen Gedenkgottesdienst, einem Festakt und der Enthüllung einer restaurierten Büste.

GEDENKGOTTESDIENST - GLAUBEN IST KEINE PRIVATSACHE

Unter der Leitung von Pfarrer Dr. Dieser und Pfarrer Waskönig, vorbereitet von Herrn Schug, Herrn Schneider und Schülerinnen und Schülern unserer Schule wurde der Gedenkgottesdienst "Glauben ist keine Privatsache" in der Kirche St. Johannes der Täufer gehalten

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FESTAKT IN DER KOMTUREI

Festakt in der Komturei

Festakt


Im großen Saal der Komturei fand der Festakt im Anschluss an den Gottesdienst statt. Neben Schülerinnen und Schülern und Kollegium gedachten auch viele geladene Gäste von nah und fern des Namensgebers unseres Gymnasiums.


Musikalisch begleitet durch Susanne Ngo am Flügel und einem Streichquartett unter der Leitung von Frau Schleich wurden in Reden und Vorträgen viele Aspekte des Lebens und Wirkens Dr. Erich Klauseners dargestellt und gewürdigt.


Zu Beginn stand ein Schülervortrag (Ellen Kreuer, Birte Maus), der in Form fiktiver Dankesworte des Geehrten in das Thema des Festaktes einführte. (TEXT)


In ihrer Begrüßung hieß die Schulleiterin, Frau Killmaier-Heimermann, die Gäste willkommen, bedankte sich bei allen an der Vorbereitung Beteiligten für ihr großes Engagement und zeigte sich dankbar, dass die gesamte Schulgemeinde an diesem Tag Zeugnis ablegt für den Namensgeber des Erich-Klausener-Gymnasiums.


Sein Grußwort an die Festgemeinde nutzte Monsignore Höhner (Vorstandsmitglied des Freundeskreises "Gedenken Dr. Erich Klausener, Hoppegarten), um die Standhaftigkeit Klauseners zu seinem christlichen Glauben zu betonen. "Er gab Menschen eine Stimme, die keine Stimme mehr hatten." Obwohl Klausener das Risiko kannte, musste er auch in seiner letzten öffentlichen Rede, gehalten am 24. Juni 1934 in Berlin Hoppegarten, zu seinen christlichen Überzeugungen stehen. "Dazu brauchte es viel Mut."


Der Vertreter des Schulträgers, der 2. Kreisbeigeordnete Fritz Langenhorst, fokussierte seine Worte auf den Vorbildcharakter Dr. Klauseners für alle in der Schule Wirkenden. Vielfältig komme die Schule diesem Vorbild nach unterstrich Hr. Langenhorst mit Verweis auf Aktivitäten der Schule, wie dem "Sponsored Walk".


Die Hauptrede des Tages war Dr. Tilman Punder - Oberstadtdirektor von Münster i. R. und Verwandter von Dr. Klausener - vorbehalten. Von den letzten Minuten vor der kaltblütigen Ermordung durch die Nazis ausgehend skizzierte Dr. Pünder das Leben und das Wirken Klauseners: Seine Jugendzeit - geprägt durch den rheinländischen Katholizismus, seine Studienzeit, seine Militärzeit, sein Wirken als Landrat in Adenau und später in Recklinghausen und schließlich die Zeit in Berlin als Ministerialdirektor in unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und Leiter der "Katholischen Aktion", einer Zusammenfassung katholischer Laienorganisationen. Dr. Pünder charakterisierte dabei den Geehrten als "Mann der Tat und nicht des gelassenen Zuwartens". Diese Gabe half ihm in all seinen Wirkungsbereichen Herausragendes zu leisten - ob in der kargen Hocheifel, ob im pulsierenden Industriekreis des nördlichen Ruhrgebietes oder auch in der Verwaltung Preußens und des Reiches. Bis heute ist das von ihm mit geschaffene Polizeiverwaltungsgesetz Grundlage des modernen deutschen Polizeirechts.

Als guter Republikaner, als äußerst aktiver Katholik sah er mit Optimismus in die Zukunft. Seine Standhaftigkeit kostete ihn letztlich das Leben.


Einen kurzen Blick auf die diesjährige Gedenkveranstaltung in Berlin Hoppegarten am 24. Juni, zu der auch Vertreter des Erich-Klausener-Gymnasiums geladen waren, warf - aus Berlin angereist -  Ulrich Feindura (Vorstandsmitglied des Freundeskreises "Gedenken Dr. Erich Klausener, Hoppegarten).


Den Abschluss bildete ein Vortrag des Leistungskurses Erdkunde (MSS 13, Leiter Herr Sander), der den Spuren Klauseners in Deutschland folgte.

SCHÃœLERVORTRAG VON ELLEN KREUER UND BIRTE MAUS | FESTAKT

Sei wahrhaftig! - Dankesworte eines Geehrten

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Text 1

Dankesworte -

Am 30. Juni 1934 wurde ich, Erich Klausener inmitten meiner Arbeit auf wohldurchdachten Befehl Görings und Heydrichs erschossen.

Text 2

„Was wird nun aus meinen Träumen?

Werden sie Hilfe den Aufrechten oder werden sie euch säumen den Weg ins Verderben?

Seid wahrhaftig! Seid wahrhaftig in eurem Handeln!

Brecht nie euer Wort, bewahrt euch die Würde, sonst werden in uns die Träume und Seelen sterben!“

Text 3

Herten im Ruhrgebiet. Deutschland, 1938: Das jüdische Mädchen Inge Deutschkron ist gerade elf,als ihr Leben durch den Nationalsozialismus eine unerwartete Wendung nimmt. Sie bekommt einen "Judenausweis", muss sich von nun an Sara nennen und darf nicht mehr mit den Anderen spielen.

Sie muss sich sagen lassen, dass man Juden an der besonderen Ohrenform erkennt, und falls doch nicht, zumindest an dem leuchtend gelben Stern auf der Jacke. Wie alle jüdischen Frauen.

Text 4

Bis in die jüngste Vergangenheit wurden in der Tschechoslowakei Sozialarbeiter angehalten,

Roma-Frauen zur Sterilisation zu überreden. Falls die Frauen nicht einwilligten, wurde ihnen gedroht,

die Kinder der staatlichen Fürsorge zu übergeben. Elena Gorolova, eine Roma-Frau aus der Stadt Ostrava, wurde bei der Kaiserschnitt-Geburt ihres zweiten Kindes ohne Einwilligung sterilisiert.

Text 5

24. Januar 2009: 700 afrikanische Flüchtlinge brachen aus einem Lager auf der italienischen Insel

Lampedusa aus, weil sie auf ihre verzweifelte Lage hinweisen wollten.

31. März 2009: 300 afrikanische Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken.

In meist nicht hochseetauglichen Booten versuchten sie über das Mittelmeer in das gelobte Land,

die Europäische Union zu gelangen.

05. April 2009: Die italienische Polizei hat in der Kanalisation von Rom 24 afghanische Kinder entdeckt. Die zehn bis 15-Jährigen lebten ohne Eltern im Kanalsystem unter einem Bahnhof.

24. Dezember: Joseph, der Tischler aus Nazareth mußte mit seiner Frau Maria zur Volkszählung nach

Jerusalem. Endlich angekommen, baten sie um Quartier. Doch alle sagten, dass kein Platz mehr wäre.

Text 6

Am 8. Juni diese Jahres wurden über 100 Menschen vom Flughafen Berlin/Schönefeld nach Vietnam

zwangsweise abgeschoben. Oft werden durch die Abschiebung ganze Familien auseinander gerissen.

Ludger Hillebrand vom Jesuitenflüchtlingsdienst sagt: „Die Flüchtlinge kommen aus ärmlichen

Verhältnissen, etwa dem Norden Vietnams. Sie hoffen, sich in Deutschland eine Existenz aufbauen zu

können".

Text 7

„Was wird nun aus meinen Träumen?

Werden sie Hilfe den Aufrechten oder werden sie euch säumen den Weg ins Verderben? –

Männer von Europa!

Ihr seid so stolz auf eure Menschlichkeit.

Keiner von uns hätte gewagt einer Mutter anzutun, was ihr mir antut,

und mit der Ruhe eines guten Gewissens.

ENTHÃœLLUNG DER RESTAURIERTEN BÃœSTE

Herrn Laux, Pfarrer i. R., war es vorbehalten die neben dem Haupteingang aufgestellte Büste von Dr. Erich Klausener zu enthüllen.


Herr Laux hielt eine in ihrer Authentizität beeindruckende Rede. In Adenau groß geworden hatte er 1939, also vor genau 70 Jahren, die Aufnahmeprüfung für das damalige Real-Progymnasium gemacht und diese Schule dann 5 Jahre besucht, um danach ein Gymnasium in Ahrweiler für die letzten drei Jahre bis zum Abitur zu besuchen. Stetiger Wegbegleiter in seinem Leben waren ihm die Worte seines dortigen Geschichtslehrers, der direkt nach dem Krieg seine Schüler ansprach:


"Wenn dein Vater gegen Hitler war

und deiner für ihn,

dafür könnt ihr nichts.

Aber: In einigen Jahren wird man euch fragen:

Habt ihr alles getan und aus der Geschichte gelernt,

dass ein Volk, das in seiner Hybris ohne Gott und seine Gebote

selbstherrlich sein Leben zu gestalten können glaubt,

nicht wieder in einer furchtbaren Katastrophe endet."


Eindrucksvoll schilderte er auch den ständigen Konflikt seiner Kindheit: Elternhaus und Kirche auf der einen Seite, Hitlerjugend und Nazipropaganda auf der anderen Seite.


Dankbar zeigte sich Herr Laux für diesen Tag der Erinnerung und er hoffe, dass Adenau, die Schulen und Kirchen, vor allem aber die jungen, suchenden, kritischen Menschen immer wieder neu entdecken, welch ein Kapital der Name und das Lebenszeugnis eines Dr. Erich Klauseners für alle ist.


Mit einem Zitat von Antoine de Saint-Exupéry schloss Herr Laux seine Rede:


"Was ich im Tiefsten verabscheue,

das ist die traurige Rolle des Zuschauers,

der unbeteiligt tut oder ist.

Man soll nie zuschauen.

Man soll Zeuge sein und mittun und Verantwortung tragen.

Der Mensch ohne mittuende Verantwortung zählt nicht."

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