Am vergangenen Donnerstag lud das Erich-Klausener-Gymnasium Adenau zu einem Elterninformationsabend ein. Die Veranstaltung ist ein wichtiger Bestandteil des Jugendmedienschutzkonzeptes der Schule, das fest im Medienkonzept verankert ist.
Herr Pedicillo, IT-Spezialist und Familienvater, hielt einen spannenden Vortrag mit dem Titel „Likes, Dopamin und Konsum: Wie die digitale Welt das Leben unserer Kinder beeinflusst“. Der Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie eng digitale Anwendungen, das menschliche Belohnungssystem und die Nutzungsgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen zusammenhängen und welche Probleme und Gefahren damit verbunden sind.
Dopamin und die digitale Welt
Der Vortrag beschäftigte sich intensiv mit den Mechanismen, die hinter den süchtig machenden Funktionen von Social-Media-Plattformen, Computerspielen und Videoclip-Portalen wie TikTok stehen.
Das Streben nach digitalen "Likes" beeinflusst das Gehirn durch die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin", betonte Pedicillo.
In der anschließenden Analyse wurde deutlich, wie diese Anwendungen Daten der Nutzer sammeln und darauf aufbauend gezielt personalisierte Inhalte liefern, die die Aufmerksamkeit binden und für hohe Interaktionszeiten sorgen. Diese Mechanismen (Algorithmen) werden von den Plattformbetreibern bewusst eingesetzt, um die Nutzer möglichst lange in ihren Apps zu halten. Geld verdienen die Apps entweder direkt oder indirekt über das Sammeln von Nutzerdaten. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und der Rolle von Werbung.
„Die digitalen Plattformen wissen genau, was unsere Kinder interessiert und spielen gezielt Werbeinhalte aus, die oft in Form von Empfehlungen oder Influencer-Posts getarnt sind“, so der IT-Spezialist.
Dies beeinflusst nicht nur das Konsumverhalten der Jugendlichen, sondern auch ihr Selbstbild und ihre Lebensvorstellungen.
Filterblasen und Gefahren ungefilterter Inhalte
Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags war die Entstehung sogenannter Filterblasen, in denen Algorithmen den Nutzern immer wieder ähnliche Inhalte präsentieren und so eine einseitige Weltsicht fördern. Besonders problematisch ist die unkontrollierte Verfügbarkeit von extremen Meinungen, Gewalt und unzensierten Inhalten, die auch für Jugendliche leicht zugänglich sind. Die offenen Fragen rund um den Zugang zu Inhalten wie Pornografie und extremistischer Propaganda stellen nicht nur Eltern vor große Herausforderungen, sondern prägen bereits das Wahlverhalten junger Wähler.
Gefahren durch Mediensucht und lange Bildschirmzeiten
Die Auswirkungen dieser Mechanismen sind beträchtlich. Ganze 83 Prozent der Smartphone-Nutzer in Deutschland können sich ein Leben ohne ihr Gerät kaum noch vorstellen. Laut einer Studie verbringen Jugendliche in Deutschland heute durchschnittlich 3,5 Stunden täglich vor dem Bildschirm. Im Extremfall kommen Jugendliche auf bis zu 7 Stunden Bildschirmzeit - eine Zeit, die oft mit einer Abhängigkeit einhergeht. Die meiste Zeit davon nachmittags und abends. Gleichzeitig beklagen Lehrer und Eltern, dass Hausaufgaben immer häufiger schlecht oder gar nicht erledigt werden.
Wege zum reflektierten Umgang mit digitalen Medien
Zum Abschluss des Elternabends wurden Lösungsansätze vorgestellt, wie Eltern ihre Kinder bei einem verantwortungsvollen Umgang mit Medien unterstützen können. Herr Pedicillo hob hervor, wie wichtig es ist, dass Eltern eine starke Bindung zu ihren Kindern pflegen oder aufbauen und als Vorbilder im Umgang mit digitalen Medien agieren.
„Es ist entscheidend, offen über Inhalte zu sprechen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Kinder sich trauen, auf ihre Eltern zuzugehen“, betonte er.
Kontrolle sei zwar wichtig, aber in einer digitalen Welt sei Vertrauen noch bedeutender. Da es mit den heutigen Maßnahmen kaum möglich ist, alle unerwünschten Inhalte zu sperren oder zu zensieren, wird eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und Kindern umso wichtiger. Durch diese können Eltern ihre Kinder besser unterstützen und gemeinsam Strategien für einen verantwortungsvollen Medienkonsum entwickeln. Natürlich unterstützen dabei klare Regeln für die Nutzung von Smartphone und Co. sowie, dass man mit dem Kind gemeinsame Offline-Zeiten verbringt.
Der Abend endete mit einer lebhaften Diskussion und dem einhelligen Wunsch der Eltern, weitere Informationsveranstaltungen zu diesem Thema anzubieten. Mit diesem Elternabend hat das Erich-Klausener-Gymnasium ein weiteres wichtiges Zeichen gesetzt: Für den Schutz von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt.
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